Johann Sebastian Bach/Wilhelm Friedemann Bach: Kantate Ein feste Burg ist unser Gott BWV 80

Hannah Morrison, Johanna Winkel, Sopran
Sophie Harmsen, Franziska Gottwald, Alt
Sebastian Kohlhepp, Manuel König, Tenor
Tobias Berndt, Daniel Ochoa, Bass
Chorus Musicus Köln
Das Neue Orchester

Leitung: Christoph Spering

Sony/dhm CD 88875170122
in Kooperation mit Deutschlandfunk/DeutschlandRadio

»Die Kantate Ein feste Burg ist unser Gott von Johann Sebastian Bach gilt als eines seiner bekanntesten Werke dieser Gattung und beruht auf dem gleichnamigen berühmten Choral von Martin Luther.
Das Neue Orchester und Chorus Musicus Köln unter der Leitung von Christoph Spering vereinen nun zum ersten Mal alle bekannten Versionen dieser Kantate: Neben der originalen Bach-Kantate BWV 80 enthält die CD auch eine frühe einfache Choralkantate, die lediglich fragmentarisch überliefert ist und als Ursprung des Werkes gilt sowie die heutzutage meistgespielte Version, welche vom ältesten Bach-Sohn Wilhelm Friedemann Bach um Trompeten und Pauken ergänzt wurde. Zwei (lateinische) Hymnen Wilhelm Friedemann Bachs, die ebenfalls auf dem Ursprungsmaterial beruhen und eine Umgestaltung der markantesten Sätze der Kantate darstellen, bilden den Rahmen der Aufnahme.« (jpc)

Rezensionen

  • 4 Sterne: Ganz schön mutig, was uns Christoph Spering da als klingende scheinbare Philologie präsentiert: Er konzentriert sich allein auf die Kantate “Ein feste Burg ist unser Gott.

    FonoForum 3/2016
  • Der Fels in der klassischen Musik ist und bleibt Johann Sebastian Bach. “Ein feste Burg ist unser Gott”, die Kantate BWV 80 zu Luthers unbeugsamem Choral, erscheint in einer Edition mit Varianten: sowohl Bachs um 1730 komponiertes Original als auch das Fragment einer Frühfassung und das spätere, bis heute meistbenutzte Arrangement durch den ältesten Bach-Sohn Wilhelm Friedemann. Der implantierte der Kantate nach Vaters Tod die Pauken und Trompeten. Und so klingt der Chorsatz, der einer Pfarrerstochter im uckermärkischen Templin namens Angela Merkel den “schaffenden” Lebensmut eingeflößt haben mag, noch heroischer: “Und wenn die Welt voll Teufel wär’ / und wollten uns verschlingen, / so fürchten wir uns nicht so sehr, / es soll uns doch gelingen.” Der Chorus Musicus Köln, gute Solisten und das Neue Orchester leisten unter Christoph Spering mehr als nur rechtschaffende Arbeit.

    Süddeutsche Zeitung 21.01.2016
  • 4 Sterne: Christoph Spering nahm das bevorstehende Reformations-Jubiläum zum Anlass, die Kantate in allen Versionen einzuspielen. Auf der CD ist sowohl die originale Leipziger Fassung als auch die Bearbeitung von Wilhelm Friedemann zu hören. Diese beiden Lesarten bietet Spering mit seinen Ensembles Chorus Musicus Köln und Das Neue Orchester in ganz unterschiedlichen Interpretationen. So wechseln die Solisten, und auch der Chor und Orchester sind unterschiedlich besetzt. Ferner wählt er ganz unterschiedliche Tempi und Ausdrucksmittel. In der Friedemann-Bach-Fassung stellt Spering die dynamischen und tempomäßigen Effekte in den Mittelpunkt und besetzt den Chor stärker; die originale Johann-Sebastian-Bach-Fassung dagegen ist deutlich textbezogener und transparenter, was sich beim genauen Hören bis ins kleinste Detail nachvollziehen lässt.
    Vokal und instrumental kann Christoph Spering auf sehr gute Kräfte zurückgreifen. Die Solisten lassen sich ganz auf Sperings Intentionen ein …: Johanna Winkel singt sie schmachtend und melancholisch (Friedemann Bach), Hannah Morrison dagegen zügiger und fröhlich (Original). Aber auch Chor und Orchester zeigen deutlich die beiden interpretatorischen Ansätze und beweisen damit ihre hohe Flexibilität.
    In dieser Konzeption leistet die CD damit zwei Dinge: Sie stellt die unterschiedlichen Versionen eines Meisterwerks von Johann Sebastian Bach vor und präsentiert sie darüber hinaus in divergierenden Interpretationen.

    Kulturradio RBB 04.01.2016